Ich saß auf der Veranda, die Tasse Tee in meinen Händen, und beobachtete, wie die Sonne langsam hinter den Bäumen verschwand. Die Stille um mich herum war fast erdrückend. Es war einer dieser Abende, an denen ich mich fragte, wie wir hier gelandet waren. Seit dreizehn Jahren bin ich mit Mark verheiratet. Dreizehn Jahre voller Höhen und Tiefen, voller Lachen und Tränen. Und doch – manchmal fühlt es sich an, als stünde eine unsichtbare Wand zwischen uns.
Es ist nicht so, dass ich ihn nicht liebe. Ich liebe ihn. Vielleicht mehr, als ich es zugeben möchte. Aber Liebe allein reicht nicht immer aus, um die kleinen Risse zu kitten, die sich mit der Zeit in eine Beziehung einschleichen. Es sind die Alltagssorgen, die unausgesprochenen Worte, die kleinen Enttäuschungen, die sich wie Staub in den Ecken ansammeln. Und manchmal, wenn wir abends nebeneinander auf dem Sofa sitzen, fühlt sich die Stille zwischen uns schwerer an als jedes Wort.
Heute Morgen haben wir gestritten. Über etwas Banales, wie so oft. Mark hatte vergessen, den Müll rauszubringen – wieder einmal. Ich hatte ihn deswegen angeschrien. Aber es ging nicht um den Müll. Es war alles. Die Müdigkeit, die sich in meinen Knochen festgesetzt hat. Die Sehnsucht nach dem, was früher einmal war. Als wir jung und verliebt waren und die Welt uns zu Füßen lag.
Mark ist gegangen, ohne ein Wort zu sagen. Er hat die Tür hinter sich zugezogen, und ich hatte das Gefühl, dass er mehr als nur das Haus verlassen hat. Vielleicht hat er auch ein Stück von mir zurückgelassen.
Jetzt sitze ich hier, allein mit meinen Gedanken, und frage mich, ob es wirklich so weit gekommen ist. Ob wir uns verloren haben. Aber tief in mir weiß ich, dass ich ihn nicht verlieren will. Ich liebe ihn immer noch, trotz all der Fehler, trotz all der kleinen Risse. Ich erinnere mich an die Worte meiner Großmutter: „Eine Ehe ist wie ein Garten. Wenn du ihn nicht pflegst, wird er verwildern. Aber wenn du dich kümmerst, wird er blühen.“
Ich stehe auf, stelle die Tasse ab und gehe ins Haus. Ich weiß, was ich tun muss. Mit zitternden Händen greife ich nach meinem Handy und wähle seine Nummer. Als er abhebt, bleibt mir für einen Moment die Stimme weg. Dann sage ich: „Komm nach Hause, Mark. Bitte.“
Es sind keine großen Worte, keine dramatische Rede. Es sind nur drei Worte. Aber sie bedeuten alles.
Als er eine Stunde später die Tür öffnet, stehe ich da, mit Tränen in den Augen und einem Lächeln auf den Lippen. Er sieht mich an, und ohne ein Wort zu sagen, zieht er mich in seine Arme. In diesem Moment spüre ich, wie die unsichtbare Wand zwischen uns zerbricht.
Es ist nicht perfekt, und es wird nie perfekt sein. Aber das ist in Ordnung. Denn wir haben einander. Und ich weiß, wenn wir beide daran arbeiten, wird bald alles wieder wie früher sein.
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