Ihr Magen knurrte. Seit Tagen hatte sie keine Maus gefangen, nicht einmal eine winzige Schnecke. Diese weite Grassteppe schien lebloser als die entlegenste Wüste gewesen zu sein und auch jetzt war alles still. Tamhiri hatte sich am vergangenen Abend in ihrer Gestalt als Wüstenfüchsin am Feuer zusammen gerollt und tat alsbald, als würde sie schlafen. Doch die vielen Gedanken, die durch ihren Kopf sausten, ließen sie lang keinen Schlaf finden.

Da sie ihre Augen noch geschlossen hielt, konnte sie nicht sehen, wer ihrer Gefährten sich zuerst regte, sie ahnte es nur. Es schien die Schamanin gewesen zu sein. Tamhiri blinzelte vorsichtig in die aufgehende Sonne, um den passenden Zeitpunkt zu finden, sich für einen Moment aus dem Staub zu machen, denn sie hatte die Hoffnung auf frisches, zartes Mäusefleisch noch nicht aufgegeben.

• Jetzt!* gab sie sich selbst den Befehl und verschwand lautlos und geschmeidig von ihrem Platz.

Tamhiri lief zuerst zur Mauer, zu dem Platz an dem der Efeu fehlte. Einen Moment betrachtete sie die Symbole. Zwei von ihnen hatte sie schon an den Halsketten der Schamanin gesehen. Der Rest war ihr fremd. Sie ging weiter an der Mauer entlang, entfernte sich vom Lager. Sie schnüffelte und atmete tief, um alle Gerüche in sich aufzunehmen und zu ordnen. Die Bäume rochen harzig und frisch vom Tau auf den Blättern. Der Efeu wand sich aus starken Stämmen die Mauer empor und seine Blätter glänzten in der Morgensonne, wie frisch lackiert, aber es fehlte der übliche Geruch nach Spinnen und Käfern, die in solchen Ranken wohnten. Nichts davon. Aber sie roch noch etwas anderes… ein fremder Geruch, den sie so noch nicht kannte. Das beunruhigte sie.

Unverrichteter Dinge kehrte sie zum Lager zurück. Ihre kleine Fuchsgestalt drehte sich schnell und immer schneller um die eigene Achse und Tamhiri verwandelte sich in die Gestalt einer hoch aufgewachsenen, schmalen Frau mit Bronzefarbener Haut und von der Sonne gebleichten, langen Haaren. So schritt sie auf die Gefährten zu.